St. Nicolai zu Altengamme

(Text Heinrich Lütten, Fotos Tilman Virgin)

Liebe Besucherin, lieber Besucher unserer Kirche!

Die Gemeinde Altengamme heißt Sie in unserer schönen Dorfkirche herzlich willkommen. Sie betreten kein Museum, sondern ein Gotteshaus, das seit seiner Entstehung Mittelpunkt der Gemeinde ist, in dem an jedem Sonn- und Festtag Gottesdienste stattfinden, an dessen Taufkessel Kinder und Erwachsene getauft, vor dessen Altar Brautpaare getraut und Verstorbene aufgebahrt werden.

Geweiht wurde die Kirche dem Heiligen Nikolaus von Myra, Schutzpatron der Kinder, Fischer, Seefahrer und Händler. Urkundlich erwähnt wird sie 1247, ihre Fundamente stammen aber wahrscheinlich bereits aus der ersten Besiedlungszeit in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts.

So, wie Sie die Kirche vor sich sehen, stellt sie das Ergebnis einer jahrhundertelangen Entwicklung dar: Zunächst wurde eine Wehrkirche aus mächtigen Feldsteinmauern errichtet (Altarraum bis zum Frauenbrauthaus), dann um 1605 der Turm abseits der Kirche. Die beiden Eingangsbauten, die sogenannten Brauthäuser, entstanden 1637 (das Männerbrauthaus rechts) und 1837 (das Frauenbrauthaus in der Mitte).

Als 1747 die Kirche bei einem Unwetter einstürzte, entschloß man sich zur Wiederherstellung, Erweiterung und neuen Ausgestaltung. So entstammt die gesamte barocke Ausstattung dieser Zeit: Der Altar von dem Neuengammer Tischlermeister Harm Oelerich aus marmoriert bemaltem Holz; die Altarbilder sind vermutlich von den Hamburger Malern Höpke und Giesebrecht und symbolisieren die Dreieinigkeit Gottes: das letzte Abendmahl (Heiliger Geist), die Kreuzigung (Jesus, Gottes Sohn); darüber in Ron-caille-Umrandung ein Dreieck für Gottvater (Jehova) und ganz oben "de Kruutpott", stili-sierte und vergoldete Blumen in einer Vase.

Weiterhin die Kanzel mit Schalldeckel und die Orgel, für die das Tonnengewölbe mit den Sternen die ehemals flache Holzdecke ersetzt. Die Orgel wurde von Joh. Dietrich Busch, einem Schüler Arp Schnittgers, geschaffen. Dazu kommen die Emporen am Altar und an der Orgel, die das behaglich intime Interieur unserer Kirche wesentlich ausmachen. Überall sind die Namen der Stifter genannt, z.T. ergänzt durch geistliche Sprüche.

Aus der Zeit vor dieser Umgestaltung um 1750 entstammen der bronzene Taufkessel (1380) mit dem absenkbaren Taufdeckel (1610) [die bronzene Taufschale und Taufkanne sind von 1924], die beiden Kronleuchter von 1640 (zweimal zehn Lichtarme) und 1719 (zweimal acht Lichtarme), beide lübecker Arbeiten.

Das reich geschmückte Gestühl sollte man als Ganzes auf sich wirken lassen, um die Heimatverbundenheit der Stifter und Handwerker zu spüren. Die drei Männerbänke vorn rechts neben dem Altar sind von 1651 und 1661, die anderen wurden nach und nach neu aufgestellt oder ersetzten alte verbrauchte. Hier zeigt sich traditionelle Handwerkskunst: Kunstvolle Türen, liebevoll gestaltete Intarsien; immer bleibt die Umwelt der Menschen das Maß: Blumen und Vögel sind die hauptsächlichsten Motive; links des Altars allerdings auch biblische Gestalten: König David, die vier Evangelisten und Jesus als Salvator, als Retter.

Und dann die 59 Hutständer auf den etwas höheren Männerbänken. Sie waren anfangs wohl als Kerzenständer gedacht, später jedoch zu Ständern für die empfindlichen Zylinder der Männer umfunktioniert. Der Beichtstuhl wurde nach der Reformation (in Altengamme um das Jahr 1535) "Gott zu Ehren freywillig geschenkt"; er dient heute als Sakristei.

Vom Turm aus dem Jahre 1604 erklingt das schöne Glockengeläut. Die 'Celsa' ist die letzte erhaltene Glocke des Hamburger Doms, der 1804 abgerissen wurde; sie wurde 1487 von Geert van Wou in Hamburg am Glockengießerwall gegossen. Einen Abguß des Reliefs der Madonna als Himmelskönigin finden Sie im Männerbrauthaus. Die beiden kleineren Glocken sind von 1691 und 1822.

Wandleuchter, Antependien und Teppiche vedankt die Kirche Spendern aus der jüngsten Zeit, ebenso die 1975 vom 'Häkelbüdelklub' gearbeiteten schönen Kissen auf den sonst recht harten und unbequemen Bänken. Im Jahre 1996 kam die wunderschöne Truhenorgel aus Spenden einzelner und vieler für die Kirche hinzu.

Erwähnt sei auch die wunderschöne Schmuckbibel, die im Jahre 2000 als Gemeinschaftsarbeit vieler fertiggetellt wurde.

Weitere Informationen zu unserer Kirche und unserer Gemeinde enthält der kleine Führer im Eingang; dort finden Sie auch interessante Fotos. Wenn Sie an einer Kirchenführung interessiert sind, wenden Sie sich bitte an das Kirchenbüro im ehemaligen Pastorat, Kirchenstegel 11.

Wir danken Ihnen für Ihr Interesse und wünschen Ihnen einen angenehmen Aufenthalt.

Heinrich Lütten

Die Kirche St Nicolai hat auch eine eigene Webseite:
www.kirche-altengamme.de